In den letzten Tagen und Wochen reißen Berichte über die katastrophale personelle Ausstattung des Bildungssystems in Sachsen-Anhalt nicht ab. Bildungsministerium und Landesregierung haben dagegen bisher zu wenig unternommen. Deshalb soll eine Volksinitiative für die notwendigen Verbesserungen vor allem beim pädagogischen Personal streiten.
Die Volksinitiative geht auf das Engagement zahlreicher Organisationen aus dem Bildungsbereich zurück. Sie vereint bisher den Grundschulverband, den Verband Sonderpädagogik, die Deutsche Gesellschaft für Sprachheilpädagogik, den deutschen Sportlehrerverband, den Landeselternrat, den Verband Bildung und Erziehung, den Sekundarschullehrerverband, den DGB, die Partei die LINKE, Studierende, Vertreter/innen der Wissenschaft und die GEW.
Auf dem gestrigen Landeshauptausschuss der GEW Sachsen-Anhalt sprachen sich die rund 100 Delegierten in einer Resolution klar gegen die vom Bildungsministerium in Gang gesetzten Kürzungen für die Schulen aus. Diese Reduzierungen summieren sich bei einigen Schulen auf bis zu 8 Prozent der bisherigen Zuweisungen, was zu dramatischen Konsequenzen führen wird. Insbesondere an Grundschulen drohen damit Klassenzusammenlegungen und jahrgangsübergreifende Lerngruppen von 35 und mehr Kindern. „Unter diesen Bedingungen ist gute Bildung schlicht nicht mehr möglich“, sagte dazu Eva Gerth, Vorsitzende der GEW Sachsen-Anhalt, und unterstrich den in der Resolution angezeigten Bedarf von 800 zusätzlichen Lehrkräften und 150 Pädagogischen Mitarbeiter/innen zum neuen Schuljahr.
Die Resolution wurde ohne Gegenstimmen verabschiedet und soll ein deutliches Signal an die Landesregierung senden, dass ein Umsteuern in der Bildungspolitik mehr als dringend geboten ist.
Ein wichtiges Ergebnis der Tarifrunde TV-L ist die Unterzeichnung des Lehrkräfte-Eingruppierungstarifvertrages (TV EntgO-L) durch die GEW. Dies hat auch zur Folge, dass bereits abgelaufene Fristen für Höhergruppierungen verlängert werden.
In dieser Woche hat das Bildungsministerium weiteren Schulleitungen die neuen "bedarfsmindernden Maßnahmen" vorgestellt. Innerhalb weniger Jahre wird dies die dritte massive Kürzungsrunde für die Schulen sein. Einziges Motiv ist, die katastrophale Unterrichtsversorgung zu kaschieren. Mit der Organisation des Mangels bleiben die Schulen weitgehend allein.
Anstatt in ausreichendem Maße pädagogisches Personal einzustellen, kürzt das Bildungsministerium die Stundenzuweisungen für die Schulen. Je nach Schulform drohen Kürzungen bei den zugewiesenen Lehrerwochenstunden um bis zu 8 Prozent.
Die Anzahl der Lehrkräfte, die aus dem aktiven Schuldienst ausscheiden, steigt und wird sich in den nächsten Jahren auf einem hohen Niveau stabilisieren. Parallel steigen auch die Schülerzahlen sowie die Aufgabenbereiche der Lehrkräfte. Die Auswirkungen auf die Schulen sind bereits heute aller Orten spürbar. Um in Zukunft den Unterricht absichern zu können, muss Sachsen-Anhalt dringend und spürbar die Ausbildung junger Lehrkräfte an beiden Universitäten ausweiten.
Vor 14 Tagen musste an einer Grundschule in Wernigerode der Unterricht fast eine ganze Woche lang komplett ausfallen, das Land hatte keinerlei Reserve, um darauf adäquat zu reagieren.